Die krasse Sache mit den ARMs

Bei mobilen Geräten bin ich schon immer ein Fan von langer Laufzeit, denn erst dieser Umstand ermöglicht mir ein wirklich mobiles Arbeiten. Bei Smartphones verstehe ich daher den Trend zu immer mehr Features und Leistung, aber nicht zu einer signifikanten Erhöhung der Akkulaufzeit nur bedingt. Und bei Notebooks ist das ähnlich.

Mein Powerbook G4 12" konnte damals schon fast 3h durch halten, das war 2004 enorm und suchte seinesgleichen. Natürlich war der Preis auch weitaus höher als bei vergleichbaren Plastebombern, aber tja nun, so war das eben. Heute habe ich ein Macbook Pro 13" mit 4 Thunderbolt 3 Anschlüssen und verfüge über eine Akkulaufzeit von knapp 8 Stunden, was ungefähr einem Arbeitstag entspricht, knapp. Das konnte mein 2011er Macbook Air aber auch schon. Ich weiß noch wie ich meine Masterthesis [1] auch problemlos mal ohne Netzteil in der Bibliothek schreiben konnte… aber davon mal ab.

Seit langem mehren sich die Gerüchte, Apple könnte bei der Weiterentwicklung seiner mobilen Macs bald auf ARM umschwenken, weil ARM Prozessoren wesentlich weniger Energie verbraten als ihre x86 Pendants und mittlerweile über ein sehr ähnliches Leistungsspektrum verfügen. Aber Apple hält sich hier bedeckt, es gibt keine Anzeichen. Dabei ist klar, so weit weg ist ein Sprung hin zu ARM gar nicht. iOS läuft seit Jahren nativ auf ARM, wie man in iPhone und iPad gut sehen kann - und: iOS ist eigentlich macOS. Es ist also davon auszugehen dass es lauffähige Versionen von macOS auch für ARM in Cupertino gibt. Hinter einer schönen Glastür im dritten Stock vielleicht. Aber sie gibt es. [2] Und wenn wir mal ehrlich sind, es würde einige Vorteile bringen:

  • extrem lange Akkulaufzeit durch extrem veringerte Energieaufnahme
  • neue Designmöglichkeiten durch andere Bauweisen
  • nahezug identische Leistungsmerkmal
  • lüfterloses Design

Demgegenüber stehen aber auch Nachteile, die nicht zu unterschätzen sind. Allen voran die Kompatibilität der Software. Man müsste also eine gewisse Zeit lang auf eine Emulation setzen. Die älteren Semester unter uns werden sich noch an den Wechsel Apples von IBMs PowerPC hin zu Intels x86 [3] erinnern und wie das damals lief: Apple lieferte eine "Rosetta" getaufte Emulation mit, die trotz dieser Emulation der PowerPC Software auf den neuen Intel-Macs noch wesentlich schneller lief, als nativ. Der Unterschied war damals enorm. Und genau sowas kann man sich an dieser Stelle wieder vorstellen: den Einsatz von Emulationssoftware. Bis dann irgendwann mal die wichtigen Software-Geschichten auf ARM portiert sind.

Apple braucht Intel nicht mehr. Apple kann seine Prozessoren selber bauen. Was hindert sie also daran, auf ARM umzuschwenken?

Diese Frage kann ich an dieser Stelle genau so wenig beantworten, wie alle anderen die gerade regelmäßig in ihre Glaskugel blicken und ergründen, was Apple wohl als nächstes tun wird.

Dass jedoch ein ARM-Prozessor eine gute Idee in einem normalen Computer sein kann, dies zeigt ein aktueller Artikel bei den Jungs von Golem.de, die das Galaxy Book S reviewed haben. Dieses Gerät läuft mit Windows 10 for Arm auf einem aktuellen Snapdragon 8cx ARM Prozessor in einem 13,3" Gehäuse mit einer Akkulaufzeit von 15 Stunden. Bei einer unglaublichen Dicke. Browser, Office und andere Software sind neben dem Betriebssystem nativ auf ARM portiert und funktionieren perfekt, x86-Software die in 32-Bit vorliegt kann emuliert werden, 64-Bit geht derzeit noch gar nicht. Wobei Emulation natürlich zu Geschwindigkeitseinbußen führt. Wenn jemand heutzutage allerdings viel im Browser arbeitet, schreibt und Netflix schaut, dann ist es überhaupt kein Problem diesen Rechner jetzt schon zu nutzen. Und das mit wahrer Freude. Lest euch den Artikel [4] gern durch, ich finde ihn sehr spannend und er zeigt auf, was wir eigentlich auch in der Apple-Welt erwarten sollten: ein superschickes, flaches Macbook mit extrem langer Akkulaufzeit und modernster Architektur.

Es bleibt spannend.

Fußnoten:


  1. Als Bildungstechnologe: "Entwicklung eines E-Learning-Angebotes für die berufliche Rehabilitation und Wiedereingliederung" ↩︎

  2. Na, wer baut die derzeit technisch besten ARM-Prozessoren weltweit? Genau, Apple, sie haben sich ein unglaubliches Know-How angeeignet. ↩︎

  3. Es ist mittlerweile ein Stück Geschichte und die zugehörige Keynote ebenso. ↩︎

  4. https://www.golem.de/news/galaxy-book-s-im-test-arm-richtig-gemacht-2005-148092.html ↩︎