Pamphlet

Ich höre Bowie. Den ganzen Tag! Queerbeet. Alles durcheinander und sogar manchmal mit Tin Machine dazwischen, tatsächlich. Denn es hat mich erwischt. Ich bin erkältet - wohl noch nicht komplett. Aber zumindest habe ich Gliederschmerzen, war gestern nicht einmal “was trinken” und wundere mich darüber, wie ich am Freitag beim Sport noch völlig kräftezehrend voran schritt. Schreiten konnte.

Nun, eben jetzt liege ich danieder, höre Bowie und denke vor mich hin. Manchmal schmerzen heute sogar meine Finger, deren Gelenke. Wohl. Ich nahm Tabletten, entschied mich aber gegen Paracetamol und griff zur Ibuprofen. 600 Milligramm nur, früher nahm ich gern 800er, ich bin ja der Meinung drunter sei quatsch. Aber andere wiederum behaupten auch gern, 600er wären mehr als genug. Der Körper muss das ja auch alles erst mal wieder abbauen. Sonst ereilt mich ein Herztod oder so schlimmer.

Gestern Nacht eine Dokumentation über Fitnesswahn und Bodybuilding gesehen. Da waren die Herzen auch vergrößert, durch all die Steroide etc. pp. Und der Hoden ziemlich klein. Ein Pathologe in dieser Doku sagte, er erkenne diese Sportler auch ohne ihre Muskeln immer ziemlich schnell auf dem Seziertisch. Ich mache auch gern mal Sport im Fitnesstudio.

Doch genug, heiß und kalt ist mir gleichzeitig, das sind nun also Schüttelfrosterein. I’m lovin' it höre ich mich summen, als ich denke, dass ich noch gar nicht viel heute gegessen habe und am Liebsten auch nicht essen möchte. Wenn die Tablette nicht wirken und mir zu Appetit verhelfen würde. Just.

Der sogenannte evasi0n Jailbreak vom evad3rs Team wird heute erwartet. (Nachtrag: Mittlerweile da.) Damit ist es möglich, sein iPhone aus den Ketten des Apfels zu befreien und Fremdsoftware zu installieren, andere Sim-Karten verbotener Netzanbieter zu benutzen oder sich mit schicken neuen Designs und Themes zu schmücken. Die Welt hält den Atem an und auf Twitter wird neben asiatischen Fragen auch auf englisch gesungen. In den Tweets zum Thema, zumindest. Es ist wie ein Großereignis und Millionen von Menschen sitzen vor ihren Rechner und beobachten die Website des Jailbreaks bzw. starren auf ihre Mobiltelefone, die ja mittlerweile alle Twitter können. Und genau für solche blitzschnellen News ist Twitter großartig.

Da meldet sich gerade mein Gliederschmerz wieder. Argh.
kurze Pause

Liest denn überhaupt jemand so lange, sinnfreie Artikel ohne bestimmten Inhalt, nur des Lesens wegen? Wobei dieser hier noch nicht mal gut geschrieben ist.
junkie.pngFixer setzt sich einen Schuß; wurde als Anhalter mitgenommen; viele Jahre tot; Philipp von Ostau
Eine weitere Doku, diesmal über die Sucht mit dem Heroin und einem zugehörigen Doppelleben sah ich auch noch am gestrigen Abend, sie hat mich beeindruckt. Und es ging quasi gut aus. Immerhin! Ob das alles auch immer mit Bowie zu tun hat? Also, weil Bowie ja eine tragende Figur im Film Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ist. Dort spielt seine Musik eine große Rolle, und jetzt, wo ich krank bin, da muss ich aufpassen nicht in ein dunkles Loch an melancholischer Selbstverweichlichung zu fallen.

Als im Sound (Lieblingsdisco der F.) die Droge Heroin modern wird, probiert es auch Detlef (der F. ihr Freund). Christiane ist anfangs dagegen, aber auf einem Konzert von David Bowie probiert auch sie Heroin, allerdings nur durch die Nase. Zu diesem Zeitpunkt ist sie 13 Jahre alt.

Der Film ist aus dem Jahr 1981. Das Filmdrama erzählt aus dem Leben der drogenabhängigen Jugendlichen Christiane Felscherinow. Der Film entstand nach dem Buch Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, das mit Hilfe von Christiane F. nach Tonbandprotokollen und Recherchen von Kai Hermann und Horst Rieck 1978 veröffentlicht worden war.
Let’s Dance
Irgendwie beruhigt es mich in so einer Situation wie jetzt, dass sie noch lebt. Die Christiane F. meine ich. Auch deren Autoren leben noch. Ein gutes Gefühl. Wie es ihr wohl geht? Ob sie davon los gekommen ist? Es ist wohl fast unmöglich.
Wenn ich könnte, würde ich wohl meine Hand für eine Art Morphiumsubstitution erheben, zusätzlich zum Methadon, gegen die physischen Entzugserscheinungen, gegen die Schmerzen. Leider hilft Heroin sehr zuverlässig gegen alle möglichen Schmerzen, auf psychischer und physischer Basis, die man sich so vorstellen kann. Kaputter Rücken, Liebeskummer, wenig Selbstvertrauen, Kopfschmerz… egal. Es ist also nicht leicht nicht zu einer Substanz zu greifen, die einem in Nullkommanichts alle aktuellen Probleme nimmt.
Meine Erkältung nervt mich, jetzt gerade besonders. Da merke ich plötzlich, wie ich Appetit auf einen Kaffee bekomme, denn auch Kaffee habe ich heute nur spärlich im morgentlichen Selbstversuch zur Hälfte trinken können. Jetzt aber, durch die Tablette beflügelt, werde ich wohl einen Kaffee trinken. “Noch ist es nicht zu spät dafür”, höre ich mich denken, “es ist 16:23 Uhr, eine prima Zeit für Kaffee, auch bei Hempels unterm Sofa”. #done Und nun? Noch immer nichts Neues bei den evad3rs.
Bowies Under Pressure passt gerade auch zu meinem Inneren, denn eigentlich hatte ich dieses Wochenende große Lust, mein Rennrad zusammen zu bauen und eine Runde zu fahren. Oder 20km. Ach, argh.
Ich lese gerade:

Nach einem kurzen Aufenthalt in Amsterdam kehrte sie nach Berlin zurück. Mehreren Medienberichten zufolge wurde sie zwischenzeitlich rückfällig. 2008 nahm das Jugendamt ihren Sohn in Obhut. (Quelle)

…und denke mir, shit. Es scheint nicht zu funktionieren und sie wird, letztendlich doch, dem H. erliegen. Einem Heroin, dem sie sich aussetzte weil ihre Zukunft von Kindheit an vorbestimmt war, durch eine kaputte Familie regelrecht fest gelegt. Der Weg bestimmt, mit einem Druck im Arm ins Nirgendwo. Es bleibt tragisch.
Manchmal spricht man gar von einer gewissen Heroin-Romantik, ausgelöst durch eben jene Musiker der Zeit die das Heroin liebten. Die New Yorker Band The Velvet Underground, besonders Lou Reed, schrieb viele Songs über Heroin. Die Songs Waiting for the Man und das recht offensichtlich betitelte Heroin gelten mittlerweile als Klassiker des drogeninspirierten Rock. Anspieltipp an dieser Stelle immer wieder die Platte The Velvet Underground and Nico, wobei diese tragische Figur alle Songs singt; das mMn beste VU Album.
John Lennon schrieb 1969 den Song Cold Turkey. Darin beschrieb er den Versuch, gemeinsam mit Yoko Ono von der Droge los zu kommen. Die Rolling Stones veröffentlichten die Songs Coming Down Again und Before they make me run, welche von Keith Richards geschrieben wurden und von seiner Heroinsucht handeln. Mick Jagger schrieb die Songs Monkey Man und zusammen mit Marianne Faithfull Sister Morphine. Das Album Sticky Fingers, welches in den britischen und amerikanischen Charts Platz eins erreichte, behandelt in jedem Track Aspekte von Drogenkonsum.
Black Sabbath schrieben mit Hand of Doom einen Song, der sich mit der oft vernichtenden Wirkung der Droge befasste.
Im Punkrock war Heroin zum Ende der 1970er-Jahre eine häufig anzutreffende Droge. Die Ramones weigerten sich den von Dee Dee Ramone geschriebenen Song Chinese Rocks zu spielen, da er zu offensichtlich Drogenmissbrauch thematisierte. Dee Dee vollendete den Song mit Richard Hell von der Band The Heartbreakers. Der Song wurde zu einem der populärsten Stücke der Gruppe.
Selbst um den Jazz machte das Heroin keinen Bogen, Vorbilder wie Miles Davis, Chet Baker oder Billie Holliday waren jahrelang Junkies.
traurige Geschichte des Herman Brood mit, wahrscheinlich, weil meine Tablette jetzt, nach 3h des Schreibens, wohl nicht mehr wirkt und ich weinerlich werde bin. Der niederländische Rockmusiker war jahrzehntelang von Heroin abhängig. In Liedern wie Rock'n'Roll Junkie und Dope Sucks setzte er sich mit Heroin auseinander. Brood nahm sich im Juli 2001 nach einer Entgiftung das Leben. In seinem Abschiedsbrief stand, dass ihm ein Leben ohne Drogen nicht lebenswert erschiene. Der Strom der Zeit ist nicht auf uns'rer Seite!

Der nächste Tag

Was für eine Nacht. Mit 40 Grad Fieber und Wadenwickel sowie Eis auf der Stirn versucht, irgendwie klar zu kommen. Immer mal für ne Stunde eingeschlafen und aufgeschreckt. Fiebrige Träume, Alpträume die sich aus dem, was vorher noch im Fernsehen lief, speisten. Absoluter Horrortrip. Grippe ist nichts für mich.

Mittlerweile ist Bowies Album The Next Day auf Vinyl veröffentlicht und bei mir.


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