Wer war Aaron Swartz?

Schon vor ein paar Tagen ereignete sich ein für die Netzwelt sehr schmerzliches Ereignis. Der als Wunderkind geltende Programmierer und Hacktivist Aaron Swartz nahm sich im Alter von 26 Jahren das Leben. Wir wollen an dieser Stelle kurz an ihn und seine Leistungen erinnern, da er viel für die Gemeinschaft getan hat.

Die Netzszene ist betroffen, vom Schriftsteller Cory Doctorow bis zum WWW-Erfinder Tim Berners-Lee: Sie betrauern den frühen Tod eines Menschen, der das lebte, was sie mit dem Netz verbinden.

Swartz stammte aus einem guten Elternhaus, sein Vater besaß eine Computerfirma und so kam Swartz zwangsläufig schon sehr früh mit Technik in Verbindung, was er später als gute Startmöglichkeiten bezeichnen sollte. Die Familie lebte in einer kleinen Stadt im Mittleren Westen der USA. Das Kind Aaron begeisterte sich für Technik und Computer, war wissbegierig. „Ein großer Teil dessen, was Menschen Intelligenz nennen, ist am Ende Neugierde“, sagte er 2007. Da war er 21 und bereits eine feste Größe in der Netzwelt.

Bereits mit 13 setzte er programmierende Akzente und schrieb seine erste Software, für die er sogar einen Preis gewann. Parallelen zum Programmierer Jon Johansen (DeCSS) werden klar, der mit nur 15 Jahren den Kopierschutz der DVD umging, 1999 ein absoluter Kracher. Swartz Software war übrigens ein Pendant zur Wikipedia, die sich bekanntermaßen durchsetzen konnte, aber auch er arbeitete an einer freien Enzyklopädie die von Usern erstellt wird.

Später entwickelte er mit anderen den RSS 1.0 Standard, der heute in jedem Weblog und eigentlich 99% aller Websiten seine Anwendung findet, der es nämlich erlaubt, sich die neuen Inhalte einer Website mit einem Feedreder oder ähnlichem abzuholen, statt die Seiten besuchen zu müssen. Really Simple Syndication. RSS wird heute auch verwendet, um beispielsweise Podcast in iTunes zu abonnieren.

Dann arbeitete er als Mitbegründer des Start-Ups Infogami, das später in Reddit aufging, eine Website, auf der Nutzer Hinweise darauf geben, was interessant oder unterhaltsam sein könnte. Heute ein Riesending.

Nichts fesselte ihn lange, viel zu viel gab es zu entdecken und mitzugestalten.

Swartz lebte eine Zeit lang in Cambridge, Massachusetts, wo er unter anderem im Board des Change Congress tätig war. Er verfasste Beiträge für Wikipedia und kandidierte 2006 erfolglos für das Kuratorium der Wikimedia Foundation.

Swartz war immer an freien und für alle zugänglichen Informationen interessiert. So arbeitete er am Creative-Commons-Lizenzmodell mit. Swartz „befreite“ Teile der kostenpflichtigen US-Gerichtsdatenbank Pacer und stellte sie ins Netz. Informationen sollen frei sein, Informationen sollen für jeden sein, nicht nur für die herrschende Klasse. Heroisch.

Am 19. Juli 2011 wurde Swartz angeklagt, 4,8 Millionen wissenschaftliche Artikel von JSTOR illegal heruntergeladen zu haben. Nachdem er die Daten an JSTOR ausgehändigt hatte, kündigte der Betreiber an, keine zivilrechtlichen Ansprüche gegen Swartz zu stellen.

Der Fall wurde von der Staatsanwaltschaft weiter verfolgt. Gegen eine Kaution von 100.000 US-Dollar blieb er auf freiem Fuß. Ihm drohten im Fall seiner Verurteilung eine bis zu 35-jährige Haft- und eine hohe Geldstrafe. Im September 2011 gab JSTOR bekannt, den gemeinfreien Teil der Zeitschriftentexte öffentlich zugänglich zu machen.

Der Gerichtsprozess war für April 2013 angesetzt.

Nach seinem Freitod erhebt seine Familie schwere Vorwürfe gegen die Richterin. Swartz litt seit Jahren an Depressionen, seine Freundin fand ihn nach seinem Suizid. Die zuständige Richterin gab in einem Interview an, dass sie nie das Höchstmaß fordern wollte, sondern auf 6 Monate plädierte. Dabei habe die Staatsanwaltschaft berücksichtigt, dass Swartz aus seinem Hack keinen persönlichen finanziellen Vorteil ziehen wollte. Der Deal sei jedoch gescheitert. Somit kam das alles zu spät.

„Ich weiß, dass ich kaum etwas sagen kann, um die Wut derjenigen zu lindern, die meinen, das Verfahren gegen Swartz sei unnötig gewesen und habe in irgendeiner Weise zu dem tragischen Ende seines Lebens geführt“, schrieb sie. Auf einer Pressekonferenz betonte sie dann erneut und, so der Boston Herald, fast schon mit Tränen in den Augen, wie sehr sie der Selbstmord von Swatz mitgenommen habe.
Ob das Wissen um nur sechs Monate seinen Tod hätte verhindern können, ist fraglich. Wie sehr seine Krankheit der Depression war, kann auch nicht gesagt werden. Fakt ist nur eins: Aaron Swartz ist tot und das Internet um eine wichtige Person ärmer.

Tim O'Reilly hat zu Ehren Aaron Swartz' sein Buch Open Goverment frei gegeben und bietet es via GIT zum Download an. An diesem  Buch hatte er mitgearbeitet. Der O'Reilly Verlag ist berühmt für seine  Schwerpunktthemen wie Programmierung von Software, Websites und mobilen Anwendungen, Betriebssysteme, Netzwerke, Webdesign, digitale Fotografie und Social Media.

Open Government was published in 2010 by O'Reilly Media. The United States had just elected a president in 2008, who, on his first day in office, issued an executive order committing his administration to "an unprecedented level of openness in government." The contributors of Open Government had long fought for transparency and openness in government, as well as access to public information. Aaron Swartz was one of these contributors (Chapter 24: When is Transparency Useful?). Aaron was a hacker, an activist, a builder, and a respected member of the technology community. O'Reilly Media is making Open Government free to all to access in honor of Aaron. #PDFtribute
Das Buch steht im Epub, PDF oder Mobi Format zum Download bereit.

Quellen

1) http://www.taz.de/Zum-Tode-Aaron-Swartz/!108932/
2) http://www.taz.de/Freitod-von-Aaron-Swartz/!109278/
3) http://de.wikipedia.org/wiki/Aaron_Swartz
4) http://www.heise.de/newsticker/meldung/15-Jaehriger-knackte-DVD-Video-22986.html
5) http://de.wikipedia.org/wiki/RSS
6) http://blogoscoped.com/archive/2007-05-07-n78.html

Artikelbild: (C) 13 December 2008; Fred Benenson - User: Mecredis; Quelle