Wie verändert sich das digitale Nutzungsverhalten während der Corona - Krise?
Deutschland befindet sich seit März 2020 in einem Ausnahmezustand. Die Corona - Pandemie hat unser Land erreicht und das öffentliche Leben weitestgehend zum Stillstand gebracht. Dabei wurde deutlich, dass Deutschland im Bereich der Digitalisierung im Hintertreffen ist. Doch nun zeigen sich Veränderungen, die langfristig anhalten könnten.
Erste Befragungen zeigen, dass sich der Nachholbedarf, den viele Experten konstatierten, verringert hat. Einer repräsentativen Umfrage von McKinsey zufolge geben nun 89 Prozent an, mindestens einen digitalen Dienst wie Online-Banking oder Online-Lieferdienste zu nutzen. Dabei legt vor allem die jüngste Altersklasse der 18-24-jährigen, als auch die älteste Altersklasse der über 65-jährigen, am Stärksten zu. Dies ist ein Zuwachs von 26 Prozent im Vergleich zum Zeitraum vor der Krise. Im Durchschnitt gaben die Menschen an, nun 4,6 digitale Dienste zu nutzen, im Vergleich zu 2,1 vor der Pandemie. Dabei gaben die meisten an, das digitale Nutzungsverhalten nach der Krise nicht ändern zu wollen, da Sie sehr zufrieden damit sind.
Für Unternehmen ergibt sich aus diesen Zahlen ein großes Potenzial. Mehr als die Hälfte der Personen, die das erste Mal digitale Medien nutzten, gaben an, auch Geld im Internet ausgegeben zu haben. Dabei profitierten Unternehmen aus den Bereichen Unterhaltung, Mode und Lebensmittel am Stärksten davon. Was Modeartikel angeht, wurden vor allem lässige Casual-Teile, die sich gut für den Homeoffice-Look eignen, gefragt. Da ja viele nicht im Büro, sondern von zu Hause aus ihren Arbeitspflichten nachgegangen sind, haben sie dementsprechend auch ihre alltäglichen Outfits geändert. So gehören beispielsweise moderne Dsquared Pullover zu Kleidungsstücken, die gern getragen werden, weil sie gut bei den im Homeoffice gewöhnlich gewordenen Videokonferenzen aussehen und zugleich bequem genug sind.
Vor allem aber Paket- und Lieferdienste profitierten enorm vom öffentlichen Lockdown. Zu den größten Paket- und Lieferdiensten in Deutschland gehören Hermes und die Deutsche Post. Beide Unternehmen gaben auf Nachfrage an, während der Hochphase der Pandemie in Deutschland 40 Prozent mehr Pakete als im Vorjahreszeitraum ausgeliefert zu haben, insgesamt neun Millionen pro Tag. Dabei wurde erreicht, dass 90 Prozent aller Sendungen innerhalb eines Tages zugestellt wurden, und damit die Pünktlichkeit nicht unter dem erhöhten Aufkommen zu leiden hatte.
Kein Wunder also, dass beide Unternehmen planen, demnächst neue Mitarbeiter einzustellen. Diesen Trend stieß der Konkurrent Amazon aus den USA an, der innerhalb weniger Wochen ankündigte, bis zu 150.000 neue Mitarbeiter einzustellen, um die Pakete rechtzeitig zustellen zu können und den Anforderungen an die Verteilungszentren gerecht werden zu können. Kein Wunder also, dass beide Unternehmen trotz der allgemein wirtschaftlich angespannten Situation mit Milliarden-Programmen des Staates ein gutes Ergebnis vermelden können, wobei bei der Post der operative Gewinn um die Hälfte zurückgegangen ist. Hermes dagegen vermeldet eine Verbesserung des Umsatzes um neun Prozent auf rund 3,5 Milliarden Euro.
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