MS-DOS 4 ist Open Source

A set of floppy disks for MS-DOS 2.0. (C) computerhistory.org
A set of floppy disks for MS-DOS 2.0. (C) computerhistory.org

Microsoft hat vor wenigen Tagen MS-DOS 4.0 (genauer: 4.01) unter eine MIT-Lizenz -und als Open Source zur Verfügung gestellt. Dies dient vor allem historischen Belangen. So ist man in der Lage Quellcode anzuschauen und zu verstehen, wie sich Microsoft, MS-DOS und auch spätere Inkarnationen entwickelt haben und was Assembler in den 80er Jahren eigentlich bedeutet hat. Ein Stück Museum, eine museal-computerhistorische Geschichte. Und ich finde das großartig.

Aber MS-DOS 4 ist nicht gleich 4, denn es gab zwei verschiedene Varianten. Ein MS-DOS, welches es jedoch nie zum öffentliche Release schaffte, nannte sich Microsoft Multitasking MS-DOS (Link zum Manual) und stammt von MS-DOS 2 ab. Und dann gab es noch eine Weiterentwicklung von MS-DOS 3.X, die in MS-DOS 4.01 mündet, also jenes, welches wir als MS-DOS 4 kennen. Ein Singletask Operating System, so wie alle DOS bis 6.22.

Ursprünglich wollte ein englischer Forscher namens Connor 'Starfrost' Hyde mit dem früheren Microsoft-CTO Ray Ozzie, der damals für Lotus arbeitete, über Software aus dessen Sammlung sprechen, schreiben die Microsoft-Mitarbeiter Scott Hanselman und Jeff Wilcox. Hyde hatte sich eigentlich für die Beziehung zwischen MS-DOS 4, dessen Multitasking-Version (MT) bis hin zu OS/2 interessiert, letztlich führten dessen Recherchen zu dieser Veröffentlichung.

Microsoft ging schon vor einigen Jahren den Weg des Open Source und veröffentlichte MS-DOS 1 und später 2 unter der MIT-Lizenz, jetzt folgen Multitasking (was besonders spannend aus historischer Sicht) und eben MS-DOS 4.

Einige Enthusiasten (z.B. das legendäre FreeDOS Projekt) haben die neuen 4er Quellen bereits erfolgreich kompiliert, was etwas Schwierigkeiten bereitete. Prinzipiell genügt dazu originale Hardware aus der Zeit oder eine gut konfigurierte Virtuelle Maschine.

MS-DOS 4 kompiliert unter FreeDOS

Unter MS-DOS kompilieren die Quellen tatsächlich problemlos, aber unter FreeDOS muss man ein bisschen was aufräumen. Die kurze Zusammenfassung warum es sich nicht auch direkt unter FreeDOS kompilieren lässt, lautet: GitHub benutzt UTF-8 als Enkodierung und MS-DOS benutzt Code Page 437.

Wie oben schon angemerkt weist Microsoft wie schon bei den früheren DOS-Releases darauf hin, dass es den Quellcode lediglich aus historischen Gründen freigegeben hat und die Dateien statisch seien; Pull Requests werden natürlich ignoriert 😄 Wer damit experimentieren und programmieren wolle, möge den Code bitte forken. Die auf GitHub verfügbare Betaversion von Multitasking MS-DOS lasse sich aber definitiv ausführen, versichert Microsoft. Dafür sei in dem Unternehmen ein originaler IBM Personal Computer XT herangezogen worden sowie die Emulatoren PCem und 86Box.

Ich habe total Lust auf meinem Vintage Computer diese Multiuser-Version zu kompilieren und einfach mal auszuprobieren, damit rumzuspielen. Wenn ich Zeit habe, irgendwann, werde ich das bestimmt auf echtem Blech versuchen und eventuell ein kleines Video davon anfertigen.

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